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  • Stefanie Burr

Seitensprung an der Ampel. Eine Mutter auf Abwegen.


Liebes Leben. Da schaut mich ein Mann an. An der Ampel. Halbseitig von einem Plakat herunter, schwarzweiß und ziemlich attraktiv. Brisante Blickmischung aus einsamer Wolf und Frauenversteher. Hey, denke ich – und die Kinder, die ich gerade mit dem Auto abholen will, sind für kurze Zeit vergessen – hey, was bist Du denn für ein sexy Typ?

(Ja huch, auch die glücklich verheiratete Frau wird doch wohl mal jemanden toll finden dürfen. Und überhaupt. Darum geht es hier überhaupt nicht!)

Das Erwachen folgt auf dem Fuße, denn ich schaue genauer hin: Der Typ ist Christian Lindner und macht Wahlwerbung für die FDP.

OMG, WTF und alles!

Das bedeutet, ich habe gerade den Lindner angehimmelt. Ich, die angegrünt sozial werteorientierte Waldorfmuddi! Das gibt’s doch nicht! Zugegeben, in meiner Erinnerung ist er der einzige Gelbe, der mir das ein oder andere mal schon aus der Seele gesprochen hat. Schlagfertig ist er auch. Und schon gar nicht doof. Aber jetzt auch noch sexy? Das geht zu weit. Und zwar entschieden!

Was sich dann in meinem Kopf abspielt, kann mangels Antworten getrost unter der Kategorie „Psychologie für Arme“ abgelegt werden:

  • Wählen wir tatsächlich nach Sympathien für Personen und nicht nach Parteiinhalten?

  • Warum zur Hölle sieht Christian Lindner so sexy aus? Und warum ist mir das noch nie aufgefallen?

  • Weiß er selbst, wie er wirkt? Das macht der doch mit Absicht! Darf der das?

  • Ist Christian Lindner am Ende nur ein armes Opfer, weil Spielball eines ausgefuchsten Wahlkampfteams? Muss ihm geholfen werden?

  • Nur aus Neugier: Steht er eigentlich auf Frauen?

  • Darf ich so etwas Ruchloses schreiben?

  • Und was sagt der beste Mann von allen dazu?

  • Wen wähle ich denn nun?

An Kindergarten und Schule angekommen wird sexy Lindner prompt von wichtigeren Themen verdrängt. Familienpolitik. Der Nachwuchs muss von dort, wo er morgens noch nicht so gern hin wollte, jetzt mit diplomatischem Geschick wieder weggelotst werden.

Auf der Rücktour erblickt das Mädchen ein Großplakat von Sarah Wagenknecht. „Schöne Frau!“ wirft sie nebenbei ins Auto. Ja, denke ich dankbar für diesen Hinweis, vielleicht bin ja auch gar nicht die Einzige. Wer weiß, wie viele bayrische Hardliner sich gern heimlich das schüttere Haupthaar im Schoß der linken Schönen zerzausen lassen oder wie viele grüne Feministinnen sich gern mal eine Laugenbrezel mit dem Söder Markus teilen würden. Aber ich schweife ab.

Liebes Leben, ich bin immer wieder dankbar für alle die Dinge, die Du mir über den Weg schickst. Aber sag dem Christian Lindner doch bitte, dass er gar nicht so zu gucken braucht. Seine erogenste Zone ist momentan mit Sicherheit das Kreuz. Meins kriegt er jedenfalls nicht.

Hier der ganz und gar UNGESCHMINKTE Selbstversuch. Schwarzweiß macht noch lange nicht sexy. Und das geschulte Tochterauge wendet außerdem ein: "Mama, den Kettenverschluss hättest Du aber nach hinten drehen sollen."


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